BESS und Stolpersteine beim Bau

Brandschutz, Gewässerschutz, Genehmigung: Die unterschätzten Stolpersteine beim Bau von Großbatteriespeichern (BESS)

Großbatteriespeicher sind längst mehr als Pilotprojekte – sie gelten als Rückgrat einer stabilen und flexiblen Energieversorgung. Doch während PV- und Windanlagen inzwischen eingespielte Genehmigungsverfahren durchlaufen, stoßen Batteriespeicher-Projekte oft auf Unsicherheiten. Der Grund: Ein Flickenteppich aus Vorgaben, die sich nicht nur von Bundesland zu Bundesland unterscheiden, sondern auch standortabhängig variieren.

Für Projektierer, Betreiber und Investoren bedeutet das: Wer die besonderen Anforderungen nicht von Beginn an im Blick hat, riskiert Verzögerungen, Zusatzkosten – oder im schlimmsten Fall Mehrkosten, Betriebsausfälle/-einschränkungen oder sogar Klagen nach der Inbetriebnahme…

Brandschutz als Schlüsselfaktor

Ein zentraler Punkt in der Planung von Batteriespeichern ist der Brandschutz. Moderne Lithium-Ionen-Systeme sind heutzutage zwar sehr sicher, können im Fehlerfall aber auch erhebliche Risiken bergen – von thermischem Durchgehen (thermal runaway) bis hin zu Bränden.
Verbindliche, einheitliche Vorgaben fehlen jedoch. Orientierung bieten unter anderem:

  • Das Merkblatt „Erkenntnisse zu Batteriespeicheranlagen mit Lithium-Ionen-Batterien“ des Technisch-Wissenschaftlichen Beirats (TWB) der vfdb.
  • Das Merkblatt zum Umgang mit Lithium-Ionen-Batterien (LIB) nach AwSV (Verordnung über Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen), erarbeitet vom Bund-Länder-Arbeitskreis.

Diese Leitfäden geben Hinweise zu:

  • Bewertung der primären Sicherheit
  • Einstufung bzgl. Gefahrgutklassen
  • generellen Maßnahmen zum vorbeugenden Brandschutz
  • Abstandsflächen
  • Rückhaltung von Leckagen
  • Rückhaltung von Löschwasser
  • etc.

Doch welche Maßnahmen konkret umzusetzen sind, hängt stark von den Standortbedingungen ab – ein Speicher in Wasserschutzgebieten muss andere Anforderungen erfüllen als ein Projekt in einem Industriegebiet.

 

Rechtliche und genehmigungsrelevante Grauzonen

Anders als beim klassischen Kraftwerksbau sind die Regelwerke für Batteriespeicher noch nicht vollständig ausdifferenziert. Für Betreiber heißt das:

  • Unterschiedliche Anforderungen je nach Bundesland, Landkreis oder sogar Standort.
  • Individuelle Bauantragsauflagen mit variierenden Schwerpunkten.
  • Rechtliche Unsicherheiten, da Normen (noch) nicht flächendeckend harmonisiert sind.

Diese Grauzonen bergen Risiken für die Projektplanung – insbesondere, wenn wirtschaftliche Zusagen (z. B. PPA-Verträge) bereits von einem festen Inbetriebnahmetermin ausgehen.

 

Best Practices für die Planung

Damit Großbatteriespeicher zuverlässig genehmigt und vor allem sicher betrieben werden können, empfehlen sich einige zentrale Schritte:

  1. Frühe Abstimmung mit Behörden und Gutachtern – um Standortanforderungen wie Brandschutz, Wasserschutz oder Lärmschutz rechtzeitig zu klären.
  2. Integration mehrstufiger Sicherheitskonzepte – die meisten Hersteller bieten heute umfassende, mehrstufige Sicherheitsmaßnahmen, um die Risiken zu minimieren.
    Von der kontinuierlichen Überwachung der Zellen, über hochtemperaturbeständige Spacer zwischen den Zellen bis hin zu Aerosol- und Wasserlöschsystemen.
  3. Herstellerwahl mit Weitblick – nur Systeme, die alle relevanten Brandschutz-Anforderungen erfüllen, sind zukunftssicher. Bei der Vielzahl der unterschiedlichen Herstellerlösungen und der stark variierenden Standortbedingungen empfiehlt sich die fundierte Evaluierung der angebotenen Lösungen
  4. Einbindung spezialisierter Expertise – technische Beratung und bei Bedarf juristische Begleitung berücksichtigen die spezifischen Kundenanforderungen und sorgen für reibungslosere Verfahren und reduzieren das Haftungsrisiko.

 

Verantwortung über den Projektzaun hinaus

Großbatteriespeicher stehen nicht isoliert im Feld. Betreiber tragen Verantwortung gegenüber Umwelt, Anwohnern und nicht zuletzt der öffentlichen Wahrnehmung. Ein Brandereignis kann weitreichende Folgen haben – für Natur, Sicherheit und Akzeptanz gleichermaßen.

Gerade deshalb lohnt sich der Mehraufwand für saubere Konzepte: Projekte, die frühzeitig alle relevanten Aspekte berücksichtigen, gewinnen Genehmigungssicherheit und schaffen Vertrauen bei Behörden, Investoren und Öffentlichkeit.

 

Fazit: Orientierung statt Unsicherheit

Der Markt für Batteriespeicher wächst rasant – doch die Genehmigungsrealität hinkt hinterher. Bis bundesweit einheitliche Vorgaben geschaffen sind, bleibt es Aufgabe der Projektierer und Betreiber, aktiv Orientierung zu schaffen: durch sorgfältige Planung, Einbindung von Brandschutz- und Umweltexpertise sowie juristisch belastbare Konzepte.

So wird aus dem Flickenteppich kein Stolperstein, sondern ein machbarer Rahmen für nachhaltige, sichere und wirtschaftlich erfolgreiche Großbatteriespeicherprojekte.

 

Hinweis: Dieser Artikel gibt unsere Praxiserfahrungen wieder und ersetzt keine rechtliche Beratung. 

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