
Netzanschluss trotz 5 %-Regel: Wie Flexibilität und Dialog PV-Projekte retten
Im ersten Teil unserer Serie haben wir beschrieben, wie die 5 %-Regel für schnelle Spannungsänderungen zum Stolperstein für Projekte werden kann. Nun zeigt ein aktueller Fall, dass es auch anders geht: Mit technischer Klarheit, pragmatischen Entscheidungen und partnerschaftlicher Kommunikation lassen sich Lösungen finden – sogar vor einer offiziellen Anpassung der Norm.
Für eine PV-Eigenverbrauchsanlage mit 3 MWp in Bayern ist die Inbetriebnahme bereits vorbereitet gewesen, doch der Startschuss verzögerte sich: Die berechnete schnelle Spannungsänderung der Trafostation überschritt die 5 %-Grenze der VDE-AR-N 4110. Ergebnis: Die vorläufige Betriebserlaubnis wurde verweigert – mit einem wirtschaftlichen Schaden von etwa 1.000 € pro Tag für den Betreiber, mit unabsehbarer Dauer.
Das Projektteam von Kumandra Energy nahm umgehend den Dialog mit dem Netzbetreiber auf. Das Ziel war klar, eine Lösung, die Netzstabilität wahrt und gleichzeitig die Inbetriebnahme ermöglicht.
Kern der Diskussion war die Auslegung der VDE-AR-N 4110 und wie die Betriebszustände auf die 5% Begrenzung anzuwenden sind. Der Netzbetreiber pochte auf die aktuellere Norm und seine TAB, zeigte sich jedoch kompromissbereit, den geplanten Grenzwert von 10 % für nicht betriebsbedingte Schaltungen bereits vor der offizieller Anpassung 2026 schon jetzt zu berücksichtigen .
Diese Bereitschaft zum Dialog und zur Flexibilität war entscheidend: Sie ermöglichte den Weg für eine pragmatischen Lösung, die für alle Beteiligten ermöglicht das Projekt abzuschließen - ohne Abstriche bei der Betriebssicherheit.
Pragmatische Nachrüstung statt Projektstopp
Das Projektteam schlug eine Nachrüstung eines Einschaltstrombegrenzer vor. Der Netzbetreiber stimmte zu – unter der Bedingung, dass die vorläufige Betriebserlaubnis damit verbunden wird. Gleichzeitig empfahl er den Einsatz solcher Maßnahmen auch für Werte zwischen 5 % und 10 %.
Unser Fall zeigt eindrücklich, wie technische Herausforderungen im Netzanschlussverfahren konstruktiv gelöst werden können. Vier Punkte stechen hervor:
- Frühzeitige Abstimmung: Ein schneller Dialog und das zügige Finden von Entscheidungen beider Seiten war grundlegend.
- Vorausschauende Anwendung künftiger Regeln: Geplante Änderungen von Normen können bei Ausnahmen frühzeitig angewendet werden.
- Transparente Kommunikation: Austausch auf Augenhöhe führte zu Vertrauen und Lösungen.
- Wirtschaftliche Realität im Blick: Der tägliche finanzielle Schaden wurde ernst genommen und in die Entscheidung mit einbezogen.
Fazit: Netzsicherheit und Projekterfolg sind vereinbar
Die Netzbetreiber haben eine große Aufgabe vor sich, den Netzausbau voranzutreiben, ohne die Netzsicherheit zu gefährden. Darunter leidet die Planungssicherheit – und damit die Energiewende insgesamt.
Unser Fall macht Mut: Mit klaren Regeln, verbindlicher Kommunikation und gegenseitigem Verständnis lassen sich Lösungen finden, die Sicherheit gewährleisten und Projekte voranbringen.
Hinweis: Dieser Artikel gibt unsere Praxiserfahrungen wieder und ersetzt keine rechtliche Beratung.